Mein „BW Hamburg Altona“
Die Idee...
...reifte in mir als ich mit meinen Leuten, den N-Bahnfreunden Nord, bei der Modellbaumesse in Hamburg unsere Modulanlage den Zuschauern präsentierte. Im Rohbau befand sich damals mein BW mit Drehscheibe, Behandlungsanlage und allem was dazugehört und natürlich auch ein Lokschuppen. Obwohl die BW-Module alle noch nicht fertig waren, fanden sie beim Publikum großen Anklang.
Besonders der 11-ständige Lokschuppen begeisterte, denn dieser entstand komplett im Eigenbau. Abends bei einer gemütlichen Runde mit meinen N-Bahnern, dachte ich mal wieder laut und meinte, der Lokschuppen ist zu klein, ich baue einen Größeren. Wie wäre es mit Altona? Als Hamburger Jung war es das Naheliegendste. „Geht nicht!“ oder „Machst du ja doch nicht!“, „Kannst du nicht!“, war die einhellige Meinung. Geht nicht - gibt’s nicht. Jetzt war mir klar, was mein nächstes Projekt sein sollte.
Mitberücksichtigen musste ich auch die Gespräche mit meiner Finanzministerin, nachdem ich mir eine zweite Drehscheibe gekauft habe. Denn beide müssen zersägt werden. Glück hatte ich, was den Wiegebunker anbelangt. Rechtzeitig zum Bau erschien das Eisenbahnjournal „Bahnbetriebswerke“. Der Basteltipp beschrieb den Bau der Bekohlungsanlage in HO. Nun musste ich nur noch die Maße für meine Spurweite herausfinden und der Bau konnte beginnen.
Die Planung...
...erwies sich als gar nicht so einfach, denn versuchen sie mal Pläne von etwas zu machen, was kaum noch existiert. Eisenbahnbücher, Eisenbahnzeitschriften, alles wo man Fotos und Pläne finden konnte wurde durchforstet, mit einer erschreckend mageren Ausbeute. Viel war es nicht was mir in die Hände fiel. Im Internet fand ich einige interessante und aussagefähige Bilder, die mir weiterhelfen sollten. In Altona selbst ist es nur sehr schwer möglich Fotos von den noch verbliebenen Gebäuden wie dem Wasserturm und dem Öltank zu machen. Denn ich bin natürlich NICHT über die stark frequentierten Fernbahngleise gelaufen. Ferner gibt es noch einen Verein hier in Hamburg, der eine umfangreiche Bibliothek besitzt. Freundlich hat man versucht mir dort weiterzuhelfen doch leider auch nur mit mäßigem Erfolg. Die DB selbst war leider nicht in der Lage mir für mein Projekt irgendwelche Unterlagen beizusteuern.
In einem Modelbahngeschäft, nahe des Hauptbahnhofes, hängt eine Luftbildaufnahme des Ringlokschuppens. Auch dieses wurde fotografiert. Auf jedem Foto kann ich eventuell eine Kleinigkeit entdecken die mir weiterhelfen kann.
So war es nun soweit. Bei der Durchsicht meiner gesammelten Fotos, Pläne und Zeichnungen, musste ich feststellen, wie riesig das gesamte Umfeld des BW`s doch ist.
So entschloss ich mich, nur die Gleise, die für die Behandlung der Loks nötig sind und zwei, drei Abstellgleise zu bauen. Alles andere wäre utopisch, schließlich wohne ich nicht in einer Turnhalle und mein Geldbeutel ist auch nicht so groß. Bei meiner Planung beschloss ich , dass das BW sich über fünf Module erstrecken sollte.
Auf geht`s Buam, pack mers...
…wie der Norddeutsche sagt. Für das Modul des Lokschuppens musste ich einen stabilen Kasten bauen, mit der Möglichkeit von unten an die beiden Drehscheiben zu gelangen. Das Modul hat die Maße von 1m x1,2m . Als Grundplatte habe ich mich für Sperrholz in 1cm Stärke entschieden. Der Rahmen besteht aus 1,6cm Tischlerplatte und ist 10cm hoch. Beides wurde nun sorgsam miteinander verleimt und verschraubt. Damit das Modul sich nicht „verbiegen“
kann, habe ich im Abstand von ca. 30cm ab Aussenkante einen zweiten Rahmen untergeschraubt und beide Rahmen mit einer Platte verbunden. Der so entstandene geschlossene Ring (man stelle sich einen riesigen viereckigen Donut vor) gibt dem ganzen Modul eine gute Stabilität.
Aber, und das ist der Nachteil, auch ein ganz schönes Gewicht ohne das auch nur eine einzige Schiene verlegt wurde. Die beiden Drehscheiben sollten genau in die Mitte der Platte eingebaut werden. Dieses war kein großes Problem, viel schwieriger war es die Lage der beiden Scheiben zueinander zu ermitteln, was nur anhand von Fotos geschehen konnte. Verwendet habe ich die Drehscheiben von Fleischmann, die dem Original am ähnlichsten sind. Nachteil ist, der Original Lokschuppen hat 57 Lokstände, der Schuppen, den ich plane, leider nur 50.
Dieses liegt an dem Winkel der abgehenden Gleise der Drehscheibe. Da ich nun keine eigene Drehscheibe bauen wollte, bin ich diesen Kompromiss eingegangen und der Meinung der Schuppen erlangt auch so eine realistische Größe. Nachdem nun die Lage der beiden Scheiben und der Gleise ermittelt und festgelegt wurden, konnte mit dem Anpassen der beiden Scheiben aneinander begonnen werden. Schwitzige Hände erleichtern die Arbeit nicht wirklich.
Wenn man bedenkt welchen Wert nur eine Drehscheibe hat, darf man wohl nervös sein.
( Meine Frau verbot mir gleich von vornherein den Kauf weiterer Drehscheiben ) Auch wenn
man sich vorher viele Gedanken macht, so bleibt doch immer eine gewisse Unsicherheit.
Zuerst mussten bei einer der beiden Scheiben die Anschlüsse in die, die Auffahrgleise eingeklippst werden, entfernt werden. Und zwar nur dort, wo die Scheiben sich überlappen. Bei der zweiten Scheibe wurde samt Bodenplatte ein Teil aus der Drehscheibe gesägt, sodass es aussah als wenn jemand ein Stück abgebissen hätte.
Nun der grosse Augenblick! Es passt . Die Schienenattrappe wurde von dem abgesägten Teil
abgeschnitten und auf die erste Scheibe geklebt. So hatten beide Scheiben wieder eine Schiene, auf der die Bühnen fahren können. Beim Betrieb ist allerdings darauf zu achten, das
der Antrieb, der sich bei der Fleischmanndrehscheibe unter dem Häuschen befindet, nicht zu
weit dreht. Das Zahnrad greift sonst ins leere. Ein Zusammenstoss der beiden Bühnen ist möglich, auch hier sollte der Drehscheibenwärter vorrausschauend fahren. Gesteuert werden die Drehscheiben mit Fleischmann Drehschalter.
Damit beim Digitalbetrieb auch Lokomotive gleicher Adresse in dem Schuppen abgestellt werden können, kann ich die Gleise abschalten. Wir wollen ja nicht das mehrere Loks gleicher Adresse auf einmal losfahren. Hierzu habe ich die Gleise unmittelbar nach den Auffahrgleisen
der Drehscheiben mit dem Dremel und einer Trennscheibe durchtrennt, damit keine Verbindung zum Rest der Anlage besteht.
Im Baumarkt erwarb ich 2 Kunststoffplatten mit den Außenmaßen 50 x 100 x 0,4 cm. Diese sollten als „Fundament“ dienen. Beim Kauf musste ich darauf achten das es sich um weichen Kunststoff handelt, da ich ihn, um mir die Arbeit zu erleichtern, mit einem Cutter bearbeiten wollte. Nachdem mein „Fundament“ seine endgültige Form erhalten hat, konnten die Gleise verlegt werden. Im Schuppen habe ich die Schienen verleimt. Ein Festnageln war nicht möglich, da ich noch Untersuchungsgruben einbauen wollte. Mit einer Stichsäge wurden die Schwellen auf einer Länge von ca. 12 cm samt Bodenplatte herausgetrennt und die so entstandenen Gruben anschließend mit einer Feile bearbeitet. Hätte ich damit bloß nicht angefangen. Abgesehen vom Dreck des Sägens, war es durch den Hohlkörper des Modulkastens, ein Höllenlärm. Mein Dank geht hier an dieser Stelle an meine Familie und meine verständnisvollen Nachbarn.
Damit meine Preiserlein beim Arbeiten in den Gruben nicht ins Bodenlose stürzen, wurden noch Bodenplatten untergeklebt.
Nun begann die Arbeit auf die ich mich schon lange gefreut habe. Der Bau der Wände, der Dachkonstruktion, usw. Für das Gerippe, bestehend aus 3x3mm und 2x4mm Kiefernleisten, welche später das Dach tragen sollten, habe ich mir eine Schablone gebaut. Mit “UHU Hart“ fixierte ich die einzelnen Elemente auf das Fundament. Aus 3mm Balsaholz entstanden nun für jeden Lokstand eine Außenwand. Jede Wand bekam ein Fenster und wurde mit vorher gealterter Mauerpappe beklebt.
Bevor ich mich nun mit dem Dach beschäftigte, musste der Schuppen noch von innen farbig behandelt werden.
Das Dach besteht aus 1mm Polystyrol. 200 Teile wurden einzeln aneinandergepasst, wobei der hintere Teil herausnehmbar ist, um an die Beleuchtung zu gelangen .Die Schwierigkeit bestand darin, dass es bei den einzelnen Dachteilen keine rechten Winkel gab.
Mit der Airbrush Pistole wurde das Dach zu guter letzt noch farbig bearbeitet. Die Schornsteine habe ich aus Plastikstrohhalmen zurecht geschnitten und vorsichtig aufgeklebt Jetzt warteten nur noch 100 Türen, bestehend aus 0,3x3mm Furnierholz-leisten, darauf „eingehängt“ zu werden
Um von oben und unten gleichzeitig arbeiten zu können habe ich das Modul hochkant gestellt. Mit einem Spanngurt am Tisch gesichert, damit es nicht umfällt, konnte ich so die Gleise mit Kabeln für die Stromversorgung verbinden. Gesteuert wird das ganze BW von einem kleinen Stellpult aus, welches ich zuletzt baute.
Die Gleise im gesamten BW wurden mit feinem Vogelsand eingeschottert und mit der Pistole gealtert. Aus 1mm starken Polystyrolstreifen wurde noch ein 5mm breiter Steg (Fußweg) um die beiden Scheiben angelegt damit meine Preiserlein nicht ständig über die Schienen klettern müssen. Als Gleismaterial wurden, bis auf die Schuppengleise, Peco Schienen code 55 verwendet.
Was ich nun hier in ein paar Sätzen geschildert habe, hat ungefähr ein halbes Jahr gedauert.
Wie es weiter geht schildere ich in der Rubrik über die Behandlungsanlage des BW´s